Jugendliche Frische im reifen Alter demonstrierte das Konservatorium Bergstaße mit seinem Jubiläumskonzert zum siebzigjährigen Bestehen des 1944 von Hanni Werber-Römer in Heppenheim begründeten
Musikinstituts.
Nach kurzer Würdigung der Leistungen von Leitung und Lehrekollegium durch den Ersten Vorsitzenden Lothar Schwarz ergriffen die jungen Musiker des Streicherensembles unter der Leitung von Nelida
Capatina überzeugend und klangvoll die Initiative mit zwei Sätzen von G. Ph. Telemanns Concerto D-Dur. Mit zwei Telemann-Texten, rezitiert von Ulrich von Treichel , trat nun die Literatur in ein
bis zum Ende des ersten Teils währendes Wechselspiel mit der Musik. Die musikalischen Beiträge boten zunächst wieder das Streichorchester, diesmal mit dem zweiten Teil des Concerto D-Dur, danach
klangschön und harmonisch das Cello-Quartett Anna Katharina Geißel, Cecilia Schulze, Sophie Steffens und Laura Kreplin mit „Abendshymnus“ von P. Tschaikowsky und „Kanon“ von J. Pachelbel. Danach
umrahmten Isabella Huck und Charlotte Kaspar mit je zwei Sätzen aus der Telemann- Sonata F-Dur für Altblockflöten in virtuoser Manier eine weitere Lesung aus Telemanns Autobiografie von 1718,
deren amüsanter, leicht selbst-ironischer Unterton auch den nachfolgenden Brief „An den Rat der Stadt Frankfurt“ kennzeichnete.
Den schwungvollen musikalischen Abschluss des ersten Teils lieferten mit dem Tango „La Cumparsita“ von G. Rodriguez und dem „Entertainer“ von J. Joplin zwei regelrechte Ohrwürmer, wiederum
gespielt vom Streichorchester.
Der zweite Teil stand weitgehend im Zeichen der Gitarristen. Das Gitarrenorchester unter David Kandareli erfreute das Ohr mit zwei sauber intonierten und klangschön vorgetragenen Evergreens, den
„Grensleeves“ aus Schottland und „Home on the Range“ aus den USA, während Daniel Wallisch die Sologitarre mit einem fulminanten und mitreißenden Gitarrenrock gebührend zur Geltung brachte.
Die übrigen Werke des zweiten Teils erwiesen sich in der Gestaltung durch die zum Teil sehr jungen, zum Teil auch erwachsenen Virtuosen allesamt als Bravourstücke. Die erst sieben Jahre junge
Yuki Schäfer, Violine, begleitet von Mifumi Schäfer, Klavier, erwies sich mit verblüffender Virtuosität als Publikumsmagnet; der Beifall war lang und heftig. Die dreisätzige Sonate für zwei
Flöten von L. v. Beethoven befand sich bei Katharina Krieger und Malte Kaiser in besten Händen. Johannes Dreizler erwies sich als pianistisch unaufhaltsam auf dem Weg zum Parnass (Gradus ad
Parnassum , aus „Children’s Corner“ von C. Debussy). R. Schumanns „Fantasiestücke“ op 73,3, Nr. 1 und 3 fanden in dem jungen Cellisten Philipp Reichardt und seinem Begleiter Andreas Moschner
ihren Meister; und zum Abschluss bot Rainer Drath am Flügel eine rundum ausgewogene, fein tarierte und überzeugende Interpretation des Bach-Chorals „Wohl mir, dass ich Jesum habe“ in der
Bearbeitung von Wilhelm Kempf.
Stadtrat Norbert Golzer brachte das diesmal und schon früher am Konservatorium Geleistete auf den Punkt mit dem Satz ; „ Sie haben Erfolge erzielt, die weit über die Region hinausgehen“. Dem
wollte und konnte offenbar niemand